Am spaeten Nachmittag landen wir am Taoyuan International Airport in Taiwan. Nach Taipeh sind es noch etwa 35 Kilometer.
Um der Rushhour zu entgehen nehmen wir nicht den Bus sondern die MRT, die uns in 35 Minuten zum Hauptbahnhof bringt. Von hier sind es nur noch 10 Minuten zu Fuss zum Surfin‘ Taipei Hostel, wo uns schon ein alter Freund erwartet. Mit Lille, Bernhard und Marco haben wir uns ja schon in Luang Prabang getroffen und nun werden wir mit Bernhard die naechsten zwei Wochen durch Taiwan reisen.
Ein erster Eindruck
Zusammen mit Julia, die wir in den Cameron Highlands getroffen hatten, und Bernhard machen wir uns also auf den Weg um das naechtliche Taipeh zu erkunden. Durch die mit bunt erleuchteten Schildern vollgehaengten Haeuserschluchten des Asphaltjungels geht es zum Ningxia Night Market.
Erster Eindruck … es stinkt und zwar gewaltig … nach Stinky Tofu! Diese spezielle Zubereitungsform, fuer die Taiwan wohl beruehmt ist, ueberdeckt mit ihrem Geruch alles was an angenehmen Geruechen haette da sein koennen. Nichtsdestotrotz sichern wir uns einen Tisch und schwaermen aus. Mit allerlei Koestlichkeiten kehren wir zurueck und das Probieren geht los.
Es sind einige nette Gerichte dabei, aber wie auch schon auf dem Festland sind Bianca und ich von der chinesischen Kueche nicht begeistert. Bernhard musste natuerlich den Stinky Tofu ausprobieren und da lasse ich mich dann auch nicht lumpen. Mit viel Ueberwindung schiebe ich mir das stinkende Stueck in den Mund und fange zu kauen an. Das haette ich wohl besser bleiben lassen. Der ueble Geruch breitet sich im Mundraum aus und wird immer schlimmer, der Gaumen macht zu und der erste Wuergereiz kuendigt sich an. Jetzt waere ein guter Chateau Dalat zum runterspuelen recht. Das waere genau das richtige Troepfchen fuer dieses erlesene Schmankerl. Ich ziehe die Notbremse und spucke das Stueck Stinky Tofu (fast) elegant in ein Taschentuch. Stinky Tofu 1 : Robert 0.
Auf dem Heimweg suchen wir vergeblich eine Bar oder Kneipe und so beschliessen wir den Abend mit Bier aus dem Supermarkt im Hostel. Kneipenkultur Fehlanzeige.
Unterwegs in Taipeh
Am naechsten Tag fahren wir mit der U-Bahn zum Xiangshan, dem Elefantenberg. Von hier hat man einen sehr schoenen Blick auf die Stadt und sein hoechstes Wahrzeichen, den 509 Meter hohen Taipei 101. Auch wenn der Aufstieg ueber die vielen Treppen bei der Hitze etwas beschwerlich ist, lohnt es sich und kostet auch keinen Eintritt.
Danach sehen wir uns den Taipei 101 noch von unten an und staerken uns im Foodcourt im Untergeschoss. Es ist teurer als der Night Market, dafuer gibt es mehr und internationalee Auswahl und kein Stinky Tofu.
Um zwei Uhr sind wir wieder bei der U-Bahnhaltestelle bei unserem Hostel um an der Old Town Taipei Tour mitzumachen. Wieder eine kostenlose Walkingtour. Diesmal hat der Fuehrer Mikrofon und Lautsprecher dabei und es gibt keine Verstaendigungsprobleme.
Nach einem Crashkurs ueber die Geschichte Taiwans (Indigene Voelker – Europaeer – Chinesen – Japaner – Buergerkrieg) geht es in den 228 Peace Park. Der seltsame Name bezieht sich auf den Zwischenfall vom 28. Februar 1947, bei dem sich die taiwanesische Bevoelkerung gegen die Militaerregierung der Festlandchinesen auflehnte. Ausgeloest wurde er durch einen Streit zwischen einer Zigarettenverkaeuferin und einem Anti-Schmuggel-Beamten tags zuvor. Bei der blutigen Niederschlagung kamen zwischen 10 und 30 Tausend Zivilisten ums Leben. Heute ist der 28. Februar ein Nationalfeiertag in Taiwan, der Friedenstag.
Nach dem Park geht es um die internationale Stellung der Republik China (Taiwan). Nur 19 Laender erkennen Taiwan an, der Vatikan Staat ist das einzige Europaeische. Die Ein-China-Politik der Volksrepublik hat in Verbindung mit Wirtschaftsmacht ganze Arbeit geleistet. Das erinnert schon stark an die eigene Geschichte und den Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik gegenueber der DDR. Dass Deutschland nicht auf der Liste der 19 Staaaten steht, macht uns schon ein schlechtes Gewissen.
Danach geht es zum Presidential Office Building, das, wie so viele andere alte Gebaeude der Stadt, von den Japanern waehrend der Besetzung gebaut wurde. Nach einer huebschen Einkaufsstrasse machen wir Halt im Snow King. Hier werden allerlei seltsame Eiskreationen angeboten und wir stellen uns ein fruehes Abendessen in Eisform zusammen. Es gibt Pork Knuckle, dazu Wasabi und Taiwan Bier. Das Eisbein geben wir nach dem Probieren in die Runde. Zu salzig und zu abartig. Das Wasabi-Eis schmeckt sehr gut und ein Bier kann man ja nicht verkommen lassen, oder? Prost!
Nach weiteren staedtebaulichen Eskapaden endet die Tour schliesslich am Red House. Gleich daneben ist das Schwulen- und Weggehviertel und wir koennen endlich ein Bier (fluessig) in einer Kneipe trinken. Am Abend gibt es dann noch Dumplings, also eigentlich Teigtaschen, mit verschiedenen Fuellungen. Die gehen immer!
Ein Ausflug
Tagsdrauf geht es mit der MRT nach Beitou. Hier kann man wandern gehen und es gibt natuerliche heisse Quellen. Im schnuckeligen Millenium Public Hot Springs sind wir dann auch die einzigen Europaeer. Die Temperaturen der einzelnen Becken gehen von „Krebsrot in zwei Sekunden“ bis zu „Heiss aber ertraeglich“. Ausserdem gibt es noch zwei kalte Becken. Guenstig, entspannend und interessant. Fotos sind natuerlich verboten.
Im Thermal Valley kann man einen dampfenden See bewundern. Die Kraefte der Natur bei der Arbeit zu sehen ist doch immer wieder schoen.
Frisch gestaerkt gehen wir ueber den Puji Tempel zum Beitou Museum, einem ehemaligen japanischen Hotel/ Badehaus/ Teehaus. Die Japaner haben in der 50 Jahre dauernden Besetzung viele Spuren auf Taiwan hinterlassen.
Julia und Bernhard machen sich noch zum Sulfur Valley auf. Aber Bianca und mich zieht es zurueck ins Hostel. Schliesslich muss noch die Weiterreise geplant werden. Wir wollen in den kommenden zwei Wochen ein Mal um die Insel fahren. Naechster Anlaufpunkt ist Hualien im Taroko Nationalpark an der Ostkueste Taiwand.
2 Replies to “Taipeh (06. Mai – 09. Mai 2018)”