Raus aus der Grossstadt, rein in den Nationalpark. So zumindest der Plan. Wir fahren von Taipeh mit dem Zug rund 2,5 Stunden die Ostkueste Taiwans hinunter, nach Hualien. So klein ist das aber gar nicht: mit ueber 110.000 Einwohnern versprueht die Stadt nicht gerade Nationalparkflair, wie wir es kennen.
Hualien entdecken
Wir haben ein Zimmer im FH Hostel reserviert und erkunden zusammen mit Andy, einem Volunteer und der Hostel Managerin den lokalen Nachtmarkt. Der Dongdamen Night Market ist wirklich schoen und durch die Tipps und Unterstuetzung der beiden Muttersprachler schaffen wir es endlich auch mal ein paar richtig leckere Spezialitaeten zu probieren. Vor allem der Taiwanburger und die Mochi haben es uns angetan.
Die sehr nette Managerin hilft uns dann auch mit wertvollen Infos fuer den geplanten Besuch des Nationalparks und mit den Genehmigungen, die wir fuer einen ganz besonderen Wanderweg brauchen, den Zhuilu Old Road Trail.
Taroko Nationalpark auf eigene Faust
Am ersten Tag kaufen wir uns aber ersteinmal fuer 400 NT$ (New Taiwan Dollar) – umgerechnet ca. 11,50 Euro – ein 2-Tages-Ticket fuer den Shuttlebus des Nationalparks. Man braucht ca. 1 Stunde zum Eingang und Besucherzentrum. Der Bus faehrt aber dann weiter in den Park und haelt an diversen Stationen, von denen dann auch die einzelnen Wege abgehen.
Zwei Dinge fallen uns recht schnell auf… Erstens hat das ganze mit „Wandern“ nicht wirklich viel zu tun. Es sind eher gemuetliche Spaziergaenge, leider auch des oefteren direkt an der ueberaschend viel befahrenen Strasse. Zweitens laesst sich mit dem Shuttlebus nicht wirklich planen. Er sollte zwar ca. einmal pro Stunde fahren, ist aber grundsaetzlich bis zu 30 Minuten verspaetet. Wir nehmen uns eigentlich fuer den Tag vier bis fuenf Wege vor, schaffen dann aber nur zwei und kommen trotz fruehem Aufbruchs erst nach Sonnenuntergang zurueck ins Hostel.
Was wir schaffen ist der Shakadang Trail, gleich am Anfang des Parks. Es geht 2,5 Stunden gemuetlich gerdeaus. Irgendwann ist der Weg zu Ende und man darf den selben Weg wieder zurueck laufen. Unsere Begeisterung haelt sich in Grenzen.
Dann wollen wir uns die Taroko Schlucht (Taroko Gorge), die Hauptattraktion des Nationalparks, aus der Naehe anschauen. Der Swallow Grotto (Yanzikou) Trail verlaeuft allerdings leider direkt auf der Strasse. Der Anblick der Schlucht ist zwar wirklich schoen, aber so richtig geniessen kann ich es aufgrund der zahllosen vorbeifahrenden Reisebusse nicht.
Zum Schluss schaffen wir es zwar noch in das Dörfchen Tianxian, aber wegen der unregelmaessigen Busse und der fortgeschrittenen Zeit beschliessen wir nach einer kleinen Brotzeit wieder zurueck ins Hostel zu fahren. Wer hier zeitoekonomisch und ohne Reisegruppe unterwegs sein will, sollte sich einen Roller oder ein Auto mieten.
Der Vertigo Trail
Der Vertigo Trail, bzw. Zhuilu Old Road Trail, ist das Highlight des Taroko Nationalparks und versoehnt uns wieder mit dem Wandern, Taiwan und der Welt an sich.
Die Besucherzahlen sind auf unter 100 am Tag beschraenkt und so braucht man eine Genehmigung fuer den Weg, die man im Vorfeld online beantragen muss. Eigentlich heisst es mindestens eine Woche vorher, aber da es unter der Woche und allgemein nicht so viel los ist, ergattert uns die Managerin unseres Hostels schon fuer unseren zweiten Tag das begehrte Permit. Andy schliesst sich uns spontan auch an. Am Morgen muessen wir uns dann nur noch einen weiteren Zettel von der oertlichen Polizei holen: die Erlaubnis den Berg besteigen zu duerfen. Gluecklicherweise gibt es eine Polizeistation am Besucherzentrum am Eingang des Parks.
Kurz nach 10:00 Uhr sind wir dann alle vier auch endlich am Startpunkt des Vertigo Trails – einer Haengebruecke ueber den Fluss. Einlass ist offiziell nur bis 10:00 Uhr, aber ganz so genau geht es wohl gluecklicherweise doch nicht. Wir zahlen 200 NT$ pro Person und das Eingangstor oeffnet sich fuer uns.
Der Weg war urspruenglich 10km lang, aber schon seit Jahren sind nur noch 3,2km zugaenglich. Macht aber nichts: der interessante Teil ist auf jeden Fall noch dabei. Die ersten 2,5km geht es nur bergauf, oft ueber Treppen. Schoen, dass in regelmaessigen Abstaenden kleine Schilder den Fortschritt dokumentieren.
Oben angekommen werden wir mit einem perfekten Ausblick belohnt. Ein schmaler Weg schlaengelt sich an der fast senkrechten Felswand entlang und unter uns sind die von gestern so verhassten Busse nur noch als kleine Punkte zu erkennen.
Wir geniessen den Blick in die Tiefe und den Adrenalinschub in vollen Zuegen. Nach einer Mittagspause am Ende des Weges, wo wir unseren mitgebrachten Proviant teilen, geht es dann wieder zurueck.
Qingshui Cliffs
Da es noch frueh am Tag ist, entschliessen wir uns noch die Qingshui Cliffs noerdlich von Hualien zu besuchen. Der Bus faehrt da nicht hin und uns ist nicht ganz klar wo der Zug halten wuerde. So uebernimmt Andy die Verhandlungen mit einem Taxifahrer und wir lassen uns gemuetlich an drei verschiedene Aussichtspunkte fahren um die Steilkueste zu bewundern.
Insel oder Nationalpark?
Nach diesem gelungenen Tag sind wir auch nicht traurig, als wir unsere Plaene wieder einmal ueber den Haufen werfen muessen. Eigentlich wollten wir als naechstes auf eine der Inseln, Ludao oder Lanyu. Wir finden aber keine vernuenftige und bezahlbare Unterkunft und die Faehren sind auch alles andere als guenstig. Wochenenden in Taiwan fuehren scheinbar immer zu enormen Preisanstiegen.
Neuer Plan! Wir fahren mit dem Zug nach Fangliao und dann mit dem Bus nach Hengchun in den Kenting National Park, ganz in den Sueden Taiwans.
One Reply to “Hualien / Taroko Nationalpark (09. – 12. Mai 2018)”