Kyoto (03. – 10. Juni 2018)

Sieben Tage in Kyoto – hoert sich lange an, aber man koennte hier auch vier Wochen verbringen und haette nicht alles gesehen.

Mit 1,5 Millionen Einwohnern hat Kyoto neben den unzaehligen Tempeln und Schreinen auch alles was man von einer Grossstadt erwarten kann. Allem voran grossartiges Essen und ein sehr lebendiges Nachtleben.

 

Uebernachten in Kyoto

Wir merken langsam, dass wir mit unserer bisher bewaehrten Taktik, immer recht kurzfristig nur ein bis zwei Naechte zu buchen und dann spontan zu sehen, ob wir laenger bleiben, in Japan nicht weiterkommen. Kyoto lehrt uns diese Lektion besonders eingehend. Wir muessen in unserer Woche hier drei mal umziehen, weil die Hostels immer ausgebucht sind.

Zunaechst haben wir zwei Betten im Downtown Inn Kyoto: eigentlich sehr luxurioes fuer ein Hostel, aber leider kein brauchbarer Aufenthaltsbereich. Dann ziehen wir ins Jam Hostel Kyoto Gion, auf die andere Flussseite: Zweibettzimmer, aber wieder kein Gemeinschaftsraum. Dafuer gibt es hier im Erdgeschoss eine kleine Sake-Bar, in der der sehr nette Besitzer seinen Gaesten Tastings anbietet und uns in die verschiedenen Sakesorten einfuehrt. Am Schluss geht es dann noch ins Khaosan Kyoto: ein klassisches Hostel mit grossem gemuetlichen Gemeinschaftsraum. Also haben wir von allem etwas, billig ist leider nichts davon.

Saketasting in Kyoto

 

Essen und Trinken in Kyoto

Nach der grossartigen Einfuehrung in die Feinheiten der japanischen Restaurant- und Barszene, die wir von Andi in Osaka bekommen haben, tuen wir uns hier jetzt viel einfacher. Wir geniessen Yakiniku und Okonomiyaki wie alte Profis. Ansonsten versorgen wir uns hauptsaechlich ueber Running Sushi im Musashi Sushi. Hier kann man verhaeltnismaessig guenstig und sehr lecker essen (Danke fuer den Tipp Edina!).

Und wie es unser Glueck so will, entdecken wir gleich auf unserem ersten Spaziergang die wohl guenstigste Bar in ganz Kyoto. Man muss zwar in Vorkasse gehen und sich einen Pass zum abstempeln kaufen, aber das Bier kommt dann nur auf 250 Yen, also halb so viel wie in allen anderen Bars – ja Japan nagt schon extrem an unserer Reisekasse. Hier verbringen wir aber auch einen wirklich grossartigen Abend mit zwei Japanern und einem Indonesier und ziehen mit ihnen noch bis in die fruehen Morgenstunden durch die Bars der Stadt.

 

Fortbewegung in Kyoto

In Osaka haben wir die oeffentlichen Verkehrsmittel nur sehr wenig benutzt und hatten auch immer Anleitung. In Kyoto lernen wir jetzt wie es wirklich funktioniert. Wir „verfahren“ uns nicht nur ein Mal, denn nicht jeder Zug haelt auch an allen Stationen. Zum Glueck gibt es an jeder Station Automaten, an denen man nachzahlen kann, falls man sich mal wieder vertan oder einen kleinen Umweg genommen hat.

Die grosse Herausforderung ist tatsaechlich herauszufinden, mit welchem Zug oder Bus man fahren kann. Jede Strecke ist ein anderes Unternehmen und hat eigene Gleise und Stationen, die nicht immer mit anderen verbunden sind. Und auch bei den Bussen gibt es Regeln zu beachten. Es gibt Stadtbusse mit Festpreisen, aber auch welche mit gestaffelten Preisen, bei denen man beim Einsteigen ein Ticket mit der Zonennummer zieht. Gezahlt wird dann immer beim Aussteigen an einer Maschine neben dem Fahrer. Nach einer Woche fuehlen wir uns aber schon recht sicher und bereit, das dann spaeter auch in Tokio auszuprobieren!

Der einfachere Weg Kyoto zu erforschen ist wohl das Fahrrad. Zumindest wurde uns das vielfach empfohlen und auch die zahlreichen Fahrradverleihe weisen darauf hin. Da wir nicht das Beste Wetter haben sind meist mit Regenschirm unterwegs. U-Bahn und Busse sind da doch cooler als das Rad.

 

Sightseeing in Kyoto

Leider regnet es mittlerweile des Oefterern, aber sobald das Wetter es einigermassen zulaesst, erkunden wir die Sehenswuerdigkeiten Kyotos. Und da gibt es wirklich viel zu sehen: Allein ueber 1000 Tempel und 400 Schreine, etliche davon Weltkulturerbe. Da wir ja nun schon einige Tempel auf unserer Reise gesehen haben, beschraenken wir uns dabei auf die schoensten und bedeutendsten (mit Tibet kann halt nichts mithalten).

 

Gion

Gion, das wunderschoene, alt anmutende, Viertel Kyotos, laesst sich am besten auf einem ausgedehnten Spaziergang erkunden. Man sieht ueberall Geishas, oder zumindest Frauen in Kimonos, es duftet nach Tee und Gewuerzen und man fuehlt sich in lang vergangene Zeiten zurueck versetzt.

Kimonos in Gion

 

Arashiyama Bamboo Grove und Sagano Scenic Railway

Im Westen von Kyoto liegt Arashiyama. Hauptattraktion sind wie immer zahllose Tempel und Schreine und der Bamboo Grove, einem natuerlichen Bambuswald, durch den einige Wege fuehren. Mit weniger Touristen und bei besserem Wetter haetten wir das auch sicherlich mehr genossen. Die Nachstellung des Lonely Planet Titelfotos fuer Kyoto stellt sich so allerdings ein wenig schwierig dar, aber Fantasie ist alles.

Arashiyama Bamboo Grove

Gleich daneben faehrt die Sagano Scenic Railway. Eine gemuetliche 25-minuetige Zugfahrt am Hozu Fluss entlang. Einfach kostet der Spass 620 Yen (knappe 5 Euro) pro Person. Fuer den Weg zurueck kann man auch mit einem Boot fahren. Das war uns aber dann mit 4100 Yen (ca. 31,50 Euro) doch zu teuer.

Sagano Scenic Railway

 

Kinkaku-ji – Der Goldene Pavillion

Nicht weit von Arashiyama liegt Kinkaku-ji, der Goldene Pavillion, ein Zen Tempel. Auch hier ist wirklich viel los, obwohl wir erst kurz vor der Schliessung ankommen. Der Wow-Effekt ueberwiegt aber gegenueber meiner Abneigung gegen grosse Menschenansammlungen: Das komplett goldene dreistoeckige Gebaeude neben einem kleinen See sieht atemberaubend aus. Die aufziehenden Gewitterwolken im Hintergrund machen die Stimmung perfekt.

Kinkaku-ji in Kyoto

Betreten darf man den Tempel nicht, dafuer gibt es  noch einen kleinen Garten, der allerdings recht unspektakulaer ist.

 

Mein Highlight in Kyoto: Fushimi Inari-Taisha und die roten Torii

Der Shintō-Schrein Fushimi Inari-Taisha liegt im Osten Kyotos und ist einer der bekanntesten Schreine in Japan. Das merkt man auch: schier unueberblickbare Massen von Busstouristen waelzen sich auf dem Vorplatz des Hauptschreines und am Fusse des Huegels hin und her.

Bekannt ist der Schrein aber hauptsaechlich wegen der tausenden von roten Torii, die einen Weg den Huegel hinauf beschatten. Das ganze ist als Rundweg angelegt und man kann es in gut 2-3 Stunden bequem ablaufen.

Karte beim Fushimi Inari-Taisha

Immer wieder gibt es kleine Seitenwege, die zu Schreinen fuehren.

Nebenschrein am Fushimi Inari-Taisha

Je weiter nach oben man kommt, desto weniger Menschen sieht man. Besonders am spaeten Nachmittag ist alles in ein unwirkliches Licht getaucht, still und geheimnisvoll.

Die roten Torii von Fushimi Inari-Taisha

 

Kiyomizu-dera

Dieser Tempel im Osten Kyotos ist eine bekannte buddhistische Pilgerstaette. Die Haupthalle steht auf Stelzen und ist in einen bewaldeten Hang gebaut. Man hat hier einen sehr schoenen Blick ueber die Stadt.

Ausblick von Kiyomizu-dera

Leider kommen wir wieder einmal zum falschen Zeitpunkt und die Halle ist eingepackt und wird gerade restauriert.

Unterhalb der Halle gibt es noch den Otowa-No-Taki. Diese Quelle wird in drei Strahlen geteilt und man nimmt sich Wasser von einem der Strahlen um entweder Gesundheit, ein langes Leben oder Erfolg zu haben. Sich mehr als einmal Wasser zu nehmen gilt als gierig.

 

Heian Schrein (Heian-jingū)

Der Heian Schrein selbst haut mich jetzt wieder einmal nicht von den Socken, obwohl er zu den bedeutendsten Shintō Schreinen in Japan zaehlt. Irgendwie hat man das halt alles schon mal gesehen. Vielleicht kommen hier doch die ersten Symptome von Reisemuedigkeit durch?

Heian Schrein in Kyoto

Aber dann kommt der Garten und ich bin wieder beruhigt. Scheint zumindest keine letale Krankheit zu sein. Ich finde die japanischen Gaerten zunehmend toll, es gibt immer etwas Neues zu sehen und Details und Kleinigkeiten zu entdecken, wenn man genauer hinschaut. Der Garten des Heian Schreins kommt uebrigens auch in „Lost in Translation“ vor, als Scarlett Johansson sich eine Auszeit vom Grossstadttrubel Tokios nimmt.

Garten beim Heian Schrein in Kyoto

 

Ginkaku-ji – Der Silberne Pavillion

Im Vergleich zu seinem goldenen Bruder (Kinkaku-ji) ist der Zen Tempel Ginkaku-ji recht unbeeindruckend.

Ginkaku-ji in Kyoto

Dafuer ist der Garten aber wunderschoen. Hier ist alles mit Moos bewachsen und das taucht den Weg und die liebevoll arrangierten Pagoden und Pflanzen in ein gruenliches fast mystisches Licht.

Garten beim Ginkaku-ji in Kyoto in Kyoto

 

Imperial Palace, Palace Park und Shu Sui Tei

Nach eine wenig Einlesen in die Geschichte von Kyoto muss man den Imperial Palace besuchen! In Japans Geschichte ist es nicht so einfach zu definieren, wo ueber die Zeit die „Hauptstadt“ war. Nach der gaengigen Definition aber, dass es der Ort war, wo der Kaiser residierte, sind wir in Kyoto und im Imperial Palace am Brennpunkt einer ueber 1000-jaehrigen Geschichte. Von 794 bis 1868 (mit einer kurzen 5-monatigen Unterbrechung 1180) war dieser Palast in Heian-kyō, wie Kyoto frueher hiess, der Sitz des Tennō, also des japanischen Kaisers.

Wir haben leider ein wenig Pech mit dem Wetter, dafuer sind wir fast alleine und der Eintritt ist kostenlos.

Imperial Palace in Kyoto

Im angrenzenden Palace Park gibt es dagegen nicht viel zu sehen. Mich verstoeren die riesigen Kiesflaechen ein wenig… Vielleicht sollen dadurch die Gebaeude des Palasts besser zur Geltung kommen?

Palace Park in Kyoto

So bin ich sehr froh, als wir auf dem Weg nach draussen ueber das kleine Teezeremonie-Haus Shu Sui Tei stolpern. Fuer 100 Yen kann man sich das 200 Jahre alte Haus von innen ansehen. Es gehoert zu einem urspruenglich groesseren Gebaudekomplex der adligen Kujo Familie. Wir sind die einzigen Besucher und geniessen ein paar ruhige Minuten an dem idyllischen kleinen Teich. Ist wohl ein Geheimtipp. Oeffnungszeiten: Do/Fr/Sa 9:30 – 15:30.

Shu Sui Tei im Kyoto Palace Park

 

Nijo-jo

Um das Programm zu vervollstaendigen muss natuerlich auch noch eine japanische Burg besucht werden. Das sieht tatsaechlich sehr anders aus als man sich das so mit europaeischen Massstaeben vorstellt. Die Wehranlagen von Nijo-jo wirken zwar vertraut, dann aber doch wieder ganz anders.

Wehranlagen in Nijo-jo

Die Gebaeude im Inneren sind dann doch ganz anders. Das Hauptegebaeude selbst darf man hier auch von innen sehen, aber keine Fotos machen.

Nijo-jo in Kyoto

 

Weiter geht die grosse Fahrt

Mit dem Gefuehl nicht mal einen Bruchteil von Kyoto gesehen zu haben, geht es weiter nach Kanazawa. Wir muessen wohl nochmal wieder kommen…

 

5 Replies to “Kyoto (03. – 10. Juni 2018)”

  1. Soooo toll! Und ja, einen Tempel-Müdigkeit hatten wir tatsächlich irgendwann auch 😉
    Das Gefühl, nochmal zurückkommen zu müssen, um den Rest zu sehen, überwiegt aber doch enorm. Vielleicht auch mal gemeinsam?

    1. Dieses ich habe lange noch nicht alles gesehen Gefühl hat man hier aber irgendwie ständig.
      Wann wir wieder zurückkommen und ob wir das dann zu zweit oder mit Euch schaffen … Mal sehen. 😉

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