Mit dem Zug brauchen wir ca. 35 Minuten vom Shin-Imaimiya Station zum JR Nara Station. Fuer 560 Yen ein echtes Schnaeppchen. Von dort ist man in 20 Minuten zu Fuss am Eingang zum Nara-Park mit seinen vielen Sehenswuerdigkeiten.
Von Hirschen und Bayerischer Tradition
Nara war von 710 bis 784 Japans erste staendige Hauptstadt und die meisten Sehenswuredigkeiten stammen aus dieser Zeit. Manche wurden nach Zerstoerungen durch Kriege oder Umweltkatastrophen wieder aufgebaut. Acht Staetten in Nara haben den Status als UNESCO Weltkulturerbe.
Neben den alten Gebaeuden ist der Nara-Park vor alllem wegen der zahmen und freilaufenden Sikahirsche bekannt. Die sitzen und laufen hier herum und warten auf Touristen, die sie mit Deercrackern fuettern. Diese „Hirschkekse“ kann man ueberall kaufen, wir verzichten aber und sehen dem Hasch-Mich-Spiel zwischen Touristen und Hirschen lieber zu.
Auf dem Weiterweg sind wir sehr erstaunt als wir ploetzlich Bierzeltmusik hoeren und siehe da man feiert das Oktoberfest in Nara, im Juni. Ein kurzer Blick ueber die sehr ueberschaubare Veranstaltung offenbart Bierstaende von namhaften sued- und (!) norddeutschen Bierherstellern und, aehnlich dem Original, vollkommen ueberteuerte Bierpreise. Nach einem Blick ins schnuckelige Bierzelt suchen wir schnell das Weite. Die Musik holt uns im Laufe des Tages leider immer wieder ein. Ich sag nur: „Odiodioooooodio …“. Andi, hast du nicht vor ein paar Jahren da gearbeitet?
Erstkontakt mit Japanischen Gaerten
Nach diesem Kulturschock fluechten wir in die wunderschoenen und ruhigen Yoshikien Gardens. Zu unserer Freude sind die sogar kostenlos fuer auslaendische Gaeste, ganz im Gegensatz zu dem gleich nebenan liegenden, sicherlich auch sehr schoenen Isuien Garden, den wir auslassen. Wir spazieren also durch die ruhige und sehr gut gepflegte Gartenanlage, freuen uns ueber die Ruhe und bewundern die Handwerkskunst der japanischen Gartenbauer.
Todai-Ji: darum faehrt man nach Nara
Danach wird es merklich voller, da wir uns den touristischen „Hotspots“ naehern. Wir passieren zunaechst das eindrucksvolle Nandai-Mon, das Suedtor zum Todai-Ji (Tempel). Gute Fotos haben wir davon leider nicht: viel zu viele Menschen…
Der Todai-Ji selbst besteht aus mehreren Gebaeuden. Eines davon, die Great Buddha Hall Daibutsu-Den ist das groesste nur aus Holz bestehende Gebaeude der Welt und beinhaltet eine 15 Meter hohe Buddhastatue, die aus 452 Tonnen Bronze gegossen wurde und damit die groesste bronzene Buddhastatue der Welt ist. Noch eindrucksvoller wird das Ganze wenn man bedenkt, dass die Haupthalle 1708 neu gebaut werden musste und urspruenglich um ein Drittel groesser war.
Das Innere ist riesig und neben der grossen Statue stehen noch mehrere „kleine“ Statuen herum. Es ist viel los an den Schreinen und neben den Touristen sind auch viele Glaeubige hier und beten. Eine Besonderheit ist ein Loch auf Bodenhoehe in einer der grossen Holzsaeulen. Das Loch ist so gross wie eines der Nasenloecher der Buddhastatue und wer hindurchkriechen kann soll in seinem naechsten Leben erleuchtet werden. In der langen Schlange stehen nicht nur Kinder, sondern auch gestandene Mannsbilder. Na dann, viel Glueck! Wir verzichten.
Mehr Tempel und Schreine
Nach einem kurzen Spaziergang kommen wir zur Second Month Hall oder Nigatsu-Do. Von hier hat man einen sehr schoenen Blick ueber den Park und kann die mueden Beine etwas ausstrecken.
Auf dem Weg zum naehsten Tempel machen wir Rast um ein Koelsch und ein Alt-Bier aus Nara zu probieren, bereuen das aber spaeter. Als wir naemlich am Kasuga-Taisha, einem Shinto-Schrein, ankommen, schlagen sie uns quasi die Tuere vor der Nase zu. Schade, den haetten wir noch ganz gerne von innen gesehen. Aber die roten Saeulen und die vielen steinernen Laternen sind auch huebsch anzusehen. Der Besucheransturm haelt sich zu dieser spaeten Stunde gluecklicherweise in Grenzen.
Wir gehen also noch zum Wakamiya-Jinja, einem weiteren Schrei und sind hier fast alleine. Dann machen wir uns auf den langen Rueckweg Richtung Bahnhof, die tausend Steinlaternen stehen Spalier und kleine schwarze Augen beobachten uns .
Kurz bevor wird den Nara-Park wieder verlassen sehen wir uns noch Kofuku-Ji an, einen weiteren Tempelkomplex. Hier steht eine schoene fuenfstoeckige Pagode, aber die Haupthalle ist leider eingepackt. Die Restaurierung soll im Herbst 2018 vollendet sein. Das gleiche Glueck hatten wir ja schon mit dem Koenigspalast in Naha.
Nach einem langen Tag mit rauchenden Fussohlen fahren wir mit dem Zug zurueck nach Osaka. Nara ist ein schoener Tagesausflug von Osaka oder Kyoto aus, man koennte hier aber auch gut und gerne ein paar Tage mehr zubringen.
Andi wurde da doch sogar filmlich interviewt 😀
Der Garten sieht echt schön aus 🙂 Das ist bestimmt nochmal eine Reise wert!
Habe das Video von Andi damals auch gesehen. Sehr cool dann ploetzlich mitten drin zu stehen. 🙂
Ja, die Gaerten hier sind schon sehr toll.
„Noch eindrucksvoller wird das Ganze wenn man bedenkt, dass die Haupthalle 1708 neu gebaut werden musste und urspruenglich um ein Drittel groesser war.“ Das dachten wir uns damals auch! Neu gebaut, weil das Original abgebrannt war… so wie alles irgendwann einmal in Japan.
Gut, dass ihr die Rehfütterung ausgelassen habt. Ich wurde damals von einem allzu ungeduldigen Exemplar sogar gezwickt. Und habe mehrere Erwachsene gesehen, die nur noch die Kekstüte von sich geworfen haben und flüchteten.
Eure Fotos sind, wie immer, ganz großartig und wecken schlimmes Fernweh! Habt weiterhin ganz viel Spaß :-*
Ja, ist schon Schade, dass fast alles quasi ne Replik ist. Faellt aber nicht auf 🙂
Der Reisefuehrer hat uns gut auf die Rehe vorbereitet. Da stand auch was von armen kleinen Kindern drinnen, die man den Rehen mit nem Keks in der Hand quasi zum Frass vorwirft. 😀 Vom Tierefuettern halten wir uns eh meist fern.
Danke fuer das Lob. Wegen dem Fernweh … Bucht doch einfach ne Reise. Habe diese Woche erst einen Artikel gelesen in dem Stand, dass man frueh buchen soll, weil dann die Vorfreude laenger haelt. 😉