Taman Negara ist der malaiische Ausdruck fuer Nationalpark. Aber DER Taman Negara, also der Nationalparknationalpark, liegt im Zentrum der malaysischen Halbinsel und wirbt damit, das aelteste Waldgebiet der Welt zu sein.
Mit nachweisbaren plusminus 130 Millionen Jahren wollen wir das auch nicht bestreiten, obwohl uns Apu in den Cameron Highlands versichert hat, dass der Nebelwald dort aelter ist…
Anreise und Unterkunft
In den Cameron Highlands buchen wir für 75 Ringgit eine Bus- und Bootsfahrt nach Taman Negara. Mit dem Bus fahren wir ersteinmal von Tanah Rata Richtung Suedosten nach Kuala Tembeling. Hier erstehen wir fuer 1 Ringgit pro Person die Permit und fuer 5 Ringgit eine Fotoerlaubnis fuer den Taman Negara Nationalpark.
Dann geht es mit dem Boot noch 3 Stunden den Tembeling Fluss hinauf in das Dorf Kuala Tahan, quasi das Basiscamp fuer Ausfluege in den Nationalpark Taman Negara.
In der Wild Lodge beziehen wir zwei Betten fuer je 28 Ringgit im Viererdorm mit Aussicht und machen es uns erst einmal auf der Terasse gemuetlich.
Hier treffen wir die Rueckkehrer von einem 2-Tages-Treck in den Dschungel und entscheiden uns, dass wir das am naechsten Tag auch machen wollen.
Vorbereitungen fuer den Dschungel
Die Erzaehlungen der Veteranen sind erschreckend, aber auch faszinierend: Myriaden von Blutegeln, Balancieren ueber umgetuerzte Baumstaemme um Fluesse zu ueberqueren, Schlafen in einer Hoehle voller Fledermaeuse, riesige Skorpione und Tausendfuessler und natuerlich nicht zu vergessen, die zweitaegige Wanderung in der schwuelen Hitze. Herausforderungen wollen angenommen werden, also tragen wir uns ein und hoffen auf genug Mitstreiter. Die Tour findet erst ab mindestens vier Personen statt und kostet 230 Ringgit pro Person (inklusive Bootsfahrten, Leihschlafsack, Essen und Wasser).
Schon am Abend ist klar, dass es klappt und am naechsten Morgen stellen sich fuenf weitere mutige Streiter an unsere Seite. Also sind wir sieben Touris und zwei Fuehrer: Neben Robert und mir, sind eine Hollaenderin, eine Schwedin, ein Koreaner und ein Belgisches Ehepaar dabei. Alles von Anfang 20 bis Ende 50 ist vertreten.
Und dann kommt auch schon der erste Moment des Bedauerns. Vorraete und Ausruestung werden aufgeteilt. Jeder muss den gleichen Teil tragen: 4,5 Liter Wasser pro Person, Teller/Becher/Besteck, Lebensmittel, Schlafsack, Isomatte, Wechselklamotten, Zahnbuerste ect…. Meine Freunde, die bei der Bundeswehr waren, lachen jetzt hoffentlich schon lauthals. Fuer mich ist der Anblick des Haufens, den ich hier fuer zwei Tage schultern muss, aber erst einmal extreme angsteinfloessend…
Hinzu kommt, dass ich ja gar keinen kleinen Rucksack dabei habe (meine grossartige Umhaengetasche kann hier aber natuerlich nicht punkten). Ich leihe mir einen kleinen Rucksack vom Hostel. Ausgeleiert und nicht auf mich einstellbar… Juhuu!! …. Und los gehts…. Zwei Tage und eine Nacht im Taman Negara.
Tag 1 – Ab in den Dschungel Taman Negara
Nachdem alles verteilt und eingepackt ist, geht es runter zum Pier und wir setzen ueber den Tembeling Fluss in den Nationalpark. Hier wird die Park Permit und das Gepaeck kontrolliert. Man muss genau angeben was man mit in den Dschungel nimmt: jedes Kleidungstueck, Moskitospray, elektronische Getraete… Ob das Ganze nur der Muellvermeidung oder doch zum leichteren Identifizieren der sterblichen Ueberreste dient, bleibt bis zum Schluss ein Geheimnis.
Unser erster Anlaufpunkt mit dem Boot ist der Canopy Walkway. Normalerweise kostet der 5 Ringgit Eintritt, ist aber in unserer Tour schon inbegriffen. Nach dem Erklimmen unzaehliger Stufen kann man ueber leicht fragwuerdige Haengebrucken zwischen den Baumen laufen und die erste Regenwaldluft schnuppern. Meine neuentdeckte Hoehenangst findet hier auf jeden Fall wieder gutes Futter…
Ein guter Teil der Bruecken ist tatsaechlich nicht zugaenglich, bzw. gesperrt. Laut unserem Guide sind viele der Baeume instabil und ueber kurz oder lang soll angeblich alles an einen neuen Standort umziehen. Da bin ich ja fast gespannt.
Weiter geht es mit dem Boot die Maeandern des Flusses hinauf. Teilweise brauchen wir mehrere Anlaeufe um durch besonders schwierige Stellen zu kommen. Der Fluss fuehrt kaum Wasser.
Schliesslich kommen wir am Startpunkt unserer Wanderung an, schultern die Rucksaecke und machen uns auf den Weg in den Wald. Fuer heute stehen noch knapp 10 km an. Das hoert sich ja im ersten Moment nicht viel an, aber im Dschungel, ueber Stock und Stein in der schwuelen Hitze, ist das schon ganz schoen anstrengend.
Wir gehen immer ein bis zwei Stunden und machen dann eine Pause. Es ist schwuel und heiss und schon nach kurzer Zeit sind wir voellig durchgeschwitzt. Die Blutegel lauern auf dem Weg und an den Lagerplaetzen und wedeln begierig mit ihren duennen Koerpern, auf der Suche nach Kontakt. Robert, und auch die meisten anderen unserer Gruppe, bekommen schnell die ersten ab. Gluecklicherweise tut es nicht weh. Wir lernen von unseren Fuehrern, dass man sie am besten nicht abreisst, bevor sie mit ihrer Mahlzeit fertig sind. Nach maximal 15 Minuten trollen Sie sich von selbst.
Es blutet aber trotzdem gut nach.
Auch sonst bringen uns die beiden viel bei, ueber Pflanzen und wie man sich im Dschungel bemerkbar macht, wenn man verloren geht. Wir hoeren Geschichten ueber Elefanten, Tiger und schwarze Panther und sind uns alle einig, dass wir ihnen lieber nicht begegnen wollen.
Uebernachten in der „Batcave“
Kurz vor Anbruch der Daemmerung kommen wir in der Hoehle Gua Kepayang Besar an, in der wir die Nacht verbringen werden. Wir schnippeln eifrig Gemuese und unsere Guides kochen Tee und Reis. Es gibt Dosenfisch und Gemuese in Kokosmilch.
Die Hoehle ist voller Fledermaeuse. Der Rauch des Lagerfeuers sorgt aber dafuer, dass sie sich nicht direkt ueber uns haengen. Die Ausscheidungen will man ja nicht unbedingt beim Schlafen abbekommen.
Nachdem das letzte Licht ausgeht, hoert man die Geraeusche der anderen Hoehlenbewohner. Ich halte die Augen fest geschlosssen und versuche nicht von Skorpionen und Spinnen zu traeumen. Klappt erstaunlich gut.
Tag 2 – Noch mehr Getier und eine wohlverdiente Abkuehlung
Am naechsten Morgen geht es nach einem Fruehstueck aus Kuchen und French Toast weiter. Nochmal das selbe Pensum ist zu erfuellen bis wir wieder zurueck zum Fluss kommen.
Um kleinere Baeche zu ueberqueren klettern wir ueber umgestuerzte Baumstaemme. Gluecklicherweise gibt es an den schwierigeren Stellen Seile zum festhalten.
Bei einem Zwischenstopp in einer weiteren Hoehle duerfen wir dann live eine riesige Schlange beim Mittagessen beobachten: es gibt Fledermaus.
Aber auch die harmloseren Tiere nehmen hier im Dschungel beindruckende Groessen an.
Mittags halten wir an einem kleinen Fluss und setzen uns alle voellig erschoepft und durchgeschwitzt ins kuehle Wasser.
Nach weiteren zwei Stunden sind wir dann endlich wieder am Tembeling Fluss und es geht mit dem Boot flussabwaerts. In einem Dorf der Orang Asli zeigt uns dann noch ein Junge wie man hier Feuer macht …
… und wir duerfen uns an den Blasrohren versuchen. Das mit dem Zielen ist aber nicht so einfach wie man vielleicht glaubt.
Zurueck in Kuala Tahan wird erst einmal ausgiebig geduscht. So sehr nach Saubermachen habe ich mich selbst nach einer Woche in der Wueste Gobi nicht gefuehlt.
Nach so viel Natur muss als Kontrast jetzt wieder ein wenig Stadtflair her. Und wenn dann gleich richtig: Kuala Lumpur ruft.
Wie viele Unfälle mit giftigen und größeren Tieren es wohl im Jahr gibt
Können wir dir leider auch nicht sagen. Der Guide hat jetzt aber keine Horrorgeschichten erzählt.