Busan (17. – 23. Juli 2018)

Unsere Faehre legt am Busan Port International Terminal an und wir betreten suedkoreanischen Boden. Das letzte Land auf unserer 1-jaehrigen Asienreise. Die Einreiseformalitaeten laufen wie am Flughafen ab und wir bekommen unseren Stempel fuer 90 Tage visafreien Aufenthalt. Auch nach einem Ausreisenachweis werden wir nicht gefragt, obwohl wir den dieses Mal ja ausnahmsweise tatsaechlich haetten. Wir tauschen unsere letzten Yen in Won um und kaufen in einem der Convenience Stores am Terminal zwei Cashbee IC-Karten um einfacher mit den oeffentlichen Verkehrsmitteln fahren zu koennen. Die Erfahrungen mit der Pasmo-Karte in Tokio haben einfach ueberzeugt.

 

Kulturschock mal anders: Japan versus Suedkorea

Kein Laenderwechsel hat mich bisher so ueberfahren wie der Wechsel von Japan nach Suedkorea. Der Fairness halber sei gesagt, dass daran keinesfalls Suedkorea Schuld ist, sondern nur Japan. Nach fast 2 Monaten im Land der aufgehenden Sonne, haette es jedes Land schwer meine Gunst zu erringen…

Was mir als erstes in Suedkorea auffaellt ist die Lautstaerke. Menschen reden viel lauter und telefonieren sogar in der U-Bahn – ein absolutes No-Go in Japan…

Es ist viel schmutziger auf den Strassen, die Serviceeinstellung ist eine voellig andere und die Toiletten sind wieder nur Toiletten: keine beheizten Klobrillen und eingebaute Bidets mehr…

Wie gesagt, das ist nicht die Schuld Suedkoreas. Es waere mit jedem Land, das nach Japan kommt genauso. So bin ich einerseits froh hier zu sein, in dem Wissen, dass sonst meine Heimat Deutschland all diese Negativvergleiche abgekommen haette. Auf der anderen Seite muss ich mich bei Suedkorea entschuldigen: Waere nicht Japan vor dir gekommen, waere ich dir sicherlich viel positiver gestimmt….

 

Haeundae – am Rand der großen Stadt

Haeundae ist ein Stadtteil am oestlichen Rand von Busan, die mit 3,6 Mio Einwohnern zweitgroesste Stadt Suedkoreas. Der Name Busan bedeutet uebrigens soviel wie Kesselberg, was an der Lage liegt. Die Metropolregion erstreckt sich ueber eine Ebene mit mehreren Buchten und waechst dann, wie ein Amphitheater, die Berghaenge hinauf.

Mit der U-Bahn kommen wir mit nur einmal Umsteigen nach Haeundae, wo unsere Unterkunft, das Pobi House Haeundae liegt. Einfach, aber nicht schnell. Wir sind fast eine Stunde unterwegs.

Dafuer liegt das Hostel dann nur 5 Minuten vom Strand entfernt und es gibt zahllose Restaurants und Bars. Insgesamt ein guter Standort, auch wenn wir es nicht ein einziges Mal ins Meer schaffen…

Haeundae Beach bei Nacht

 

Essen auf Koreanisch

Die Koreanische Kueche wir hoch gelobt und hat viele Fans. Wie immer sind es aber Erwartungshaltungen und vorherige Erfahrungen, die dann am Ende ein Erlebnis positiv oder negativ erscheinen lassen.

Fuer mich ist, nach der kulinarischen Vielfaeltigkeit Japans, koreanisches Essen ersteinmal nicht die grosse Erleuchtung. Wir versuchen uns an diversen lokalen Koestlichkeiten. Hervorzuheben ist sicherlich das Koreanische BBQ. Das gibt es mit Fisch, Meehresfruechten oder auch Fleisch.

Koreanisches BBQ mit Meeresfruechten

Oft muss man auch nicht mal wirklich selber Grillen: Die Bedienungen kommen in manchen Restaurants sogar vorbei um das Fleisch zu wenden. Dazu gibt es eingelegtes oder frisches Gemuese und diverse Sossen. Schon lecker, aber so einzigartig finden wir das nach dem japanischen Yakiniku nicht.

Koreanisches BBQ

Unabhaengig davon, geht Fisch natuerlich immer und der ist eben so fangfrisch und lecker, wie man ihn nur in einer Hafenstadt bekommt.

Uebrigens sind die koreanischen Esssteabchen fuer uns tatsaechlich eine unerwartete Herausforderung. Recht schwer und flach anstatt rund, wie wir es aus anderen asiatischen Laendern kennen, zeigen sie uns unsere Grenzen. Wir sind froh, dass das ein oder andere Restaurant uns ungefragt Gabeln anbietet und nehmen diese gerne an. Da muessen wir wohl noch ueben…

Fischessen im Jagalchi Fish Market

 

Sommer in Korea

Von unseren zahlreichen Plaenen zur Erkundung der Stadt und der Umgebung schaffen wir wieder einmal nur einen Bruchteil.

Zum einen liegt das sicherlich an der zunehmenden Traegheit. Bald ist unser Jahr vorbei und wir haben schon so viele Tempel, Straende, Museen und andere Attraktionen gesehen, dass der Wow-Effekt zusehens ausbleibt.

Auf der anderen Seite ist da die drueckende schwuele Hitze, die uns schon seit den letzten Wochen in Japan verfolgt und auch in Suedkorea nicht enden will. 35 Grad und ueber 80% Luftfeuchtigkeit toetet auf Dauer jeglichen Elan fuer Entdeckungstouren. Ein Netflix-Tag in der klimaanlagengekuelten Gemuetlichkeit des Bettes scheint da zunehmend verlockender…

Im Gegensatz zu Japan, wo das Rauchen eher drinnen als draussen erlaubt ist, muss man in Suedkorea immer auf die Strasse. Der staendige heiss-kalt Wechsel von Klimaanlage zu Strassenhitze tut dann sein Uebriges. Meine erste handfeste Erkaeltung seit einem Jahr laesst nicht lange auf sich warten.

Als offizielle Entschuldigung fuer unsere anhaltende Faulheit moechten wir aber anmerken, dass wir uns immer vorgenommen haben uns erst unter Menschen zu mischen, wenn wir ‚Danke‘ fluessig in der Landessprache sagen koennen. Im Falle von Suedkorea koennte das unsere Aufenthaltszeit allerdings uebersteigen… das will einfach nicht in meinen Kopf: ‚Kamsahamnida‘!

 

Sightseeing in Busan

Immerhin schaffen wir es aber uns ein paar der Highlights anzusehen. Mit U-Bahn und Bussen kommt man relativ einfach zu den wichtigsten Sehenswuerdigkeiten.

Einen Ausflug wert ist auf jeden Fall das Gamcheon Culture Village. Das ehemalige Armenviertel, das in einen Berghang hineingebaut ist, wurde in den letzten Jahren von diversen Kuenstlern aufgehuebscht und strahlt in bunten Farben ueber dem Meer. Man kann (gluecklicherweise meist im Schatten) durch die engen Gassen und ueber steile Treppen laufen, lecker Kaffee trinken und wenn man mag Stempel sammeln (ja, das tun die Touristen hier scheinbar sehr gerne). Am spannendsten fand ich hier die Anfahrt ueber die steilen Serpentinen in einem oeffentlichen Minibus. [Metro: Toseongdong Station, Ausgang 6 oder Goejeong Station, Ausgang 6 und dann weiter mit den Village Shuttle Buses]

Gamcheon Culture Village

Gemuetlich schlendern laesst es sich auch ueber den Jagalchi Fish Market. Schon im Aussenbereich wird der tagesfrische Fang zum Verkauf angeboten.

Verkaufsstand vor dem Jagalchi Fish Market

Innen gibt es dann nicht weniger zu bestaunen. Man kann sich hier auch direkt Fisch oder Meeresfruechte aussuchen und dann im ersten Stock der Halle frisch zubereiten lassen.

Jagalchi Fish Market

An einem Abend schauen wir uns dann auch noch den anderen beruehmtem Strand von Busan an: Gwangalli Beach. Genau wie in Haeundae, reiht sich Schirm an Schirm und die Promenade ist gesaeumt mit Bars und Restaurants. Hingucker ist hier aber noch die Diamond Bridge, oder auch Gwangandaegyo. Vor allem Nachts, mit Beleuchtung und Blick auf die Wolkenkratzer, laesst es sich hier schon aushalten.

Diamond Bridge in Busan

 

Gyeongju – die alte Hauptstadt Koreas

Einen Tagesausflug aus der Stadt heraus machen wir dann doch. Es geht nach Gyeongju, das vom 1. bis zum 9. Jahrhundert Hauptstadt des Silla Reiches war, das fast die gesamte koreanische Halbinsel beherrschte. Vom Haeundae Intercity Bus Terminal geht es fuer 6700 Won p.P. nach Norden. Die Fahrt dauert knapp 1,5 Stunden, aber der Bus ist angenehm und klimatisiert.

In und um Gyeongju kann man viel unternehmen. Neben den zahlreichen historischen Staetten und Museen kann man auch gut wandern gehen. Man koennte also auch laenger bleiben und sollte bei einem Tagesausflug frueh starten, was wir natuerlich nicht machen. So bleibt uns gerade eimal Zeit fuer zwei der Hauptattraktionen, den Bulguksa Tempel und das Grottenheiligtum Seokguram. Vom Gyeongju Intercity Bus Terminal fahren die Busse 10 und 11 nach Bulguksa, dauert 30-40 Minuten.

Der Bulguksa Tempel stammt aus dem 8. Jahrhundert n. Chr. und beherbergt sieben Nationalschaetze Koreas. Zwei Steinpagoden und zwei Treppen zaehlen beispielsweise dazu. Fuer 5000 Won Eintritt ein nettes Ausflugsziel.

Ulguksa Tempel

Mit dem Bus Nr. 12 geht es dann zur Seokguram Grotte, einem weiteren Bhudda-Heiligtum aus dem 8. Jahrhundert. Nach 20 Minuten Fahrt ist man auf dem Berg Tohamsan. 5000 Won und zehn Miuten Fussweg spaeter steht man vor einer Grotte, die man leider nicht betreten darf, und versucht durch eine Glasscheibe die schoen gearbeiteten Figuren zu sehen. Schade, da haben wir uns mehr erhofft. Es ist besonders aergerlich, weil der Bus 12 nur einmal pro Stunde geht. Wenn es nicht so heiss waere, koennte man hier noch schoen spazieren gehen und weitere kleine Tempel erkunden. So warten wir aber im Schatten der Bushaltestelle einfach nur eine halbe Stunde auf den naechsten Bus.

Wir machen uns also wieder auf den Weg zurueck nach Busan. Mit Umsteige- und Wartezeiten (von Seokguram aus) kostet uns das fast drei Stunden. Aufgrund unserer viel zu spaeten Anfangszeit und einem unansprechbaren Busfahrer verpassen wir leider einige der  Sehenswuerdigkeiten auf dem Rueckweg: dem Donggung Palast und Woji Teich, sowie einigen Grabhuegeln und einer Astronomieanlage koennen wir nur vom Bus aus zuwinken.

 

Die letzten Schritte 

Schliesslich ergeben wir uns voellig unserer Lethargie und der Hitzewelle und entscheiden uns, unseren restlichen Aufenthalt in Suedkorea entspannt anzugehen. Wir haben noch 2,5 Wochen und muessen einsehen, dass wir bei dem Tempo, das wir gerade vorlegen, sowieso keine Chance haben das ganze Land zu bereisen. Also Qualitaet statt Quantitaet und lieber die letzten Tage noch geniessen und entspannen. Ab jetzt nur noch zwei Ziele: die Insel Jeju und Seoul

 

5 Replies to “Busan (17. – 23. Juli 2018)”

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