Altai-Gebirge (17. – 21. August)

Nach einer viel zu kurzen Nacht dürfen wir unser erstes Hotelfrühstück in Russland genießen. Bisher waren wir ja nur in Hostels und damit glückliche Selbstversorger. Sehr interessant… Als eine Mitarbeiterin am Buffet liebevoll eine Dose Erbsen in eine Schüssel kippt, lassen wir es auch gut sein. Pünktlich um 8 werden wir abgeholt und zum Busbahnhof gefahren. Unser Bus geht leider erst um 10:30 Uhr, also total übermüdet warten… Die Fahrt nach Gorno-Altaisk, der Hauptstadt der Republik Altai, dauert fast 10 Stunden, aber wir halten immer wieder an kleinen Raststationen. An der Veränderung der sanitären Anlagen kann man gut erkennen, dass wir auf dem Weg ins rurale Russland sind: zum Schluss gibt es nur noch ein Loch im Boden. Immerhin kann man sich mit Essen versorgen. Die Teigtaschen schmecken doch ganz gut. Wäre nur schön, wenn man vorher wüsste was drin ist. Das russische Wort für Kartoffeln erkennen wir immerhin mittlerweile.


Gorno-Altaisk sieht leer und langweilig aus. Das Hotel ist gut, doch das Wlan auf unserem Zimmer unbrauchbar. Auf dem Weg zu einem Platz zum Abendessen werden wir von einem betrunkenen Russen begleitet. Wir verstehen ihn nicht und er uns nicht. Erst die Tochter einer Angestellten in einem Restaurant kann dann klären, dass er nicht zu uns gehört und wir ihm keinen Drink spendieren werden.

Am Morgen werden wir von Akari in einem alten Gelaendewagen abgeholt.  Er spricht nur Russisch und Altaiisch (ja tatsaechlich eine eigene Sprache), aber wir verstehen uns trotzdem gut. Auf der Fahrt nach Kurota, einem kleinen verschlafenen Dorf mitten im Altaigebirge, halten wir immer wieder an schönen Aussichtspunkten oder Touristen-Straßenmärkten.


In Kurota angekommen begrüßen uns Nadja, die Hausherrin mit der ganzen Familie. Akari ist ihr Sohn oder Schwiegersohn… ganz sicher sind wir uns nicht. Alle sind freundlich und neugierig, lachen viel und freuen sich über unseren Besuch. Die Familie lebt in einer Hütte, die gebaut ist wie eine Jurte, inklusive Oeffnung im Dach und zentraler Feuerstelle.


Auf dem Gelände gibt es noch eine Gemeinschaftstoilette ohne Spülung, dafür mit besonders ausgefeilten Geräusch- und Geruchseffekten. Roberts Kopf und der niedrige Türrahmen verstehen sich auf Anhieb und während des dreitägigen Aufenthalts kommt es zu wiederholten Treffen.


Wir haben zwei Zimmer für uns in einem extra Haus und auf der anderen Seite der Durchfahrtsstraße ist ein „Tante Emma Laden“. Perfekt! Wir stocken unsere Vorräte auf (Vodka i dwa pivo) und entspannen am Nachmittag, nach anderthalb Reisetagen. Bianca kriegt sogar Prinzessinnen Bettwaesche 🙂


 Am Abend gibt es leckere Hausmannskost…


und dann……. BANYA. Wer braucht schon eine Dusche, wenn es eine Sauna inklusive heißem Wasser gibt?

Nach einem herzhaften Frühstück geht es mit Akari die P-256 gen Süden. Gletscher und Flüsse haben hier eine fantastische Landschaft geformt. Die Fahrt geht durch lange, flache Täler, gesäumt von steilen Hängen, vorbei an breiten Flüssen, reißenden Gebirgsbächen, beide milchig-blau.


Vorbei an kleinen Siedlungen, die sich entlang der Durchfahrtsstraße ausbreiten, die gewachsen und nicht geplant sind, deren Häuser zumeist klein und aus Holz sind und deren Straßen ohne Asphalt auskommen müssen. Vorbei an den schneebedeckten Gipfeln der 4000er, bis wir auf einem Hügel bei Kuray stehen und Akari uns erklärt, dass auf der anderen Seite der schneebedeckten Gipfel vor uns die Mongolei, China und Kasachstan liegen… Wir sind sprachlos… und lernen das altaiische Wort fuer „gut“, keine Ahnung wie man es schreibt, aber gesprochen ungefaehr „tschachsche“.

Am Sonntag geht es dann Richtung Nord-Osten in die Taiga. Das Wetter ist schlecht. Es regnet und ist kalt. Dafür werden wir vom kleinen Edik begleitet, der durch seine kindliche Neugier immer wieder für gute Laune sorgt und einfach mit uns redet und es ihn nicht interessiert, dass wir kein Wort verstehen :). Wir verlassen sehr schnell  die asphaltierten Straßen und aus Schotterwegen werden Schlammrinnen, die andere Geländewagen vor uns hinterlassen haben. Bald bleiben wir stecken und Akari zieht die „Schlammketten“ auf.


Als es gar kein Weiterkommen mit dem Wagen mehr gibt, gehen wir zu Fuß. Auf einem Hochplateau können wir dann die herrliche Aussicht in die umliegenden Täler erahnen, die Sicht ist aber noch durch den Morgennebel getrübt, der erst langsam abzieht.  

Und dann fängt es tatsächlich zu schneien an! Für Edik und auch uns ein Riesenspaß! Lachend ziehen wir gemeinsam zurück zum Auto. 


Auf dem Rückweg ins Tal machen wir dann noch an einer einfachen Hütte halt, um das mitgebrachte Essen zu teilen. Hier wohnt (wohl über die Sommermonate) ein Mann mit seinem Hund, diversen Kühen und Pferden. Es gibt Tee, Brot, Eier und Wurst. Ein rundum gelungener Ausflug. 



Am naechsten Morgen geht es mit Nadjas Bruder und ihrer Schwester Svetlana (die sogar ein wenig Englisch spricht) nach Biysk, von wo aus wir wieder nach Novosibirsk fahren werden. Auf der ca. 3-stuendigen Fahrt erfahren wir viel ueber die Familie, es werden Fotos gezeigt und Geschichten erzaehlt. Der Abschied am Ende ist sehr herzlich und wir dürfen gerne wieder kommen 🙂

Und jetzt wieder in die Transsib…

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