Chiang Rai (30. Dezember 2017 – 03. Januar 2018)

Es ist schon recht spaet als wir in Chiang Rai ankommen, unserer ersten Station in Thailand. Wir haben nichts reserviert, da wir nicht wussten, ob wir es heute noch hierher schaffen.

Wir fragen uns einfach durch und werden schon beim zweiten Versuch im Mercy  Hostel fuendig: zwei Betten im 8-Bett Dorm fuer je 250 Baht (ca. 6,50 Euro) pro Nacht. Super sauber und (abgesehen von dem einen obligatorischen Schnarcher, den es scheinbar immer in jedem Dorm geben muss) wunderbar entspannt und ruhig. Mittlerweile weiss ich Hostels mit Vorhaengen an den Betten wirklich zu schaetzen.

Der Unterschied zu Laos faellt schon extrem auf. Gefuehlt alle sprechen nahezu perfekt Englisch, die Strassen sind in sehr gutem Zustand und es gibt (benutzbare) Gehsteige! Thailand ist ja das einzige Land in Suedostasien, in dem ich vor unserer grossen Reise schon einmal war, aber jetzt empfinde ich es doch total anders. Wenn man von Europa nach Thailand in Urlaub faehrt, kommt einem alles chaotisch vor und man freut sich ueber die guenstigen Preise. Fuer uns macht es jetzt einen sehr ordentlichen, sauberen Eindruck… und es ist alles viel teuerer als in Vietnam oder Laos (vor allem Bier).

Chiang Rai, mit seinen ca. 80.000 Einwohnern, wirkt trotzdem noch recht gemuetlich. Ueber einen kurzen Spaziergang und ein schnelles Abendessen kommen wir aber am ersten Abend nicht hinaus.

Auch der Silvestertag wird eher ruhig. Ich habe leichtes Fieber und zwischen dem Googlen von Dengue- und Malariasymptomen bleibt genug Zeit fuer Tee trinken und schlafen. Am Abend gehen wir dann natuerlich trotzdem kurz raus um auf den Jahreswechsel anzustossen. Am Clocktower hat sich dafuer auch schon eine Menschenmenge versammelt. Es gibt einen Countdown auf Thai und danach ein  Feuerwerk.

Der Weg nach Hause wird dann entsprechend zum Spiessrutenlauf um den Boellern und Raketen auszuweichen. Hat schon ein bisschen was von Kriegsschauplatz und erinnert mich ein wenig an den Haidplatz in Regensburg in meiner Jugend. Ungewohnt dagegen sind die vielen Himmelslaternen, die zwischen den Feuerwerkskoerpern aufsteigen. Es koennte so idyllisch sein.

Da es doch etwas spaeter geworden ist, starten wir erst gegen Mittag, nach einem ausgiebigen Fruehstueck, zum Wat Rong Khun, dem Weissen Temple. Er liegt ca. 13 km suedlich von Chiang Rai und ist ueber oeffentliche Busse oder mit dem Roller gut ueber die Schnellstrase 1 zu erreichen. Weil wir uns mit dem Linksverkehr nicht in einer groesseren Stadt oder auf einer Schnellstrasse anfreunden woollen, verzichten wir auf die Roller-Option. Als wir dann aber an der Old Busstation beim Night Bazar ankommen, ist der Bus leider schon rappelvoll und weil wir nicht warten woollen, nehmen wir uns ein Tuk Tuk. Statt 40 Baht einfach kostet es nun halt 150 Baht.

Die buddhistisch-hinduistische Tempelanlage ist DER Besuchermagnet in der Region. Das wird auch schnell klar, als wir naeher kommen. Die Menschenlawine rollt. Fuer 50 Baht kann man aber einen sehr schoenen und sehr anderen Tempel bewundern. Die Aussenfasssade ist sehr aufwaendig gestaltet und komplett weiss bzw. verspiegelt. Sehr huebsch!

Ueber eine kleine Bruecke geht man ueber die „Hoelle“, wo sich hunderte von Haenden nach oben strecken. Und hier faellt auch schon das erste Mal die Liebe zum Detail des Kuenstlers Chalermchai Kositpipat auf, der immer doch dabei ist diesen Tempel neu aufzubauen und zu gestalten (Fertigstellung voraussichtlich 2070): Man beachte den rot lackierten Fingernagel.

Der Innenraum ist bunt bemahlt und an der Wand beim Eingang sind kleine Comic- und Filmfiguren in das Gemaelde eingearbeitet. Fotos sind leider verboten.

Wir sind allerdings froh wieder aus dem Inneren herauszukommmen. Betende Menschen, die von Touristenstroemen bedraengt werden, schaffen ein unangenehmes Klima. Der Rest der 1997 begonnenen Anlage ist auch nett anzuschauen. Im Aussenbereich wird das Superhelden- bzw. Comicthema wieder aufgegriffen. Die Koepfe von Hellboy, Gollum und Co. haengen huebsch aufgereit in den Baumen und Straeuchern.

Dann muessen wir aber auch schon zuruek zum Tuktuk, da wir mit dem Fahrer eine Stunde vereinbart hatten.

Den Abend verbringen wir in der Cat Bar und feiern Neujahr. Hier greift der Besitzer selbst zur Gitarre und gibt ein kleines Konzert … Klassischer Rock. Es wird sehr feucht-froehlich und wir versprechen wieder zu kommen.

Am naechsten Tag besuchen wir, zur Kontrastierung, das Schwarze Haus, das Baandam Museum, eine Ansammlung von Haeusern, Huetten und Stupas, etwa 13 km noerdlich von Chiang Rai. Der Kuenstler Thawan Duchanee einen duesteren Lustgarten erschaffen, der als Museum, Studio und Zuhause dient.

Fuer 80 Baht sieht man Stuehle mit Hoernern, Stuehle mit Geweihen, riesige Tische mit schwarzen Krokodilhauttischdecken und immer mal wieder einen Penis. Es wurde viel Fell und Tierhaut verwendet. Auch Knochen und Schaedel sind immer wieder zu sehen.

Im groessten Haus, das gleich am Engang steht, sorgt auch eine kleine Musikgruppe in traditionellen Gewändern fuer eine duestere Untermalung. Alles in allem ist es eine schaurig-skurile Ansammlung aber nach kurzer Zeit haben wir uns satt gesehen. Die zweite Haelfte des Gartens laufen wir dann auch im Eiltempo ab und goennen uns lieber noch einen Kaffee bevor es weiter geht.

Und weil dem ganzen nach Weiss und Schwarz ein wenig Farbe fehlt, geht es danach zum Wat Rong Suea Ten, dem Blauen Temple. Wie beim White Temple ist auch hier noch nicht alles fertig, aber das Hauptgebaeude mit der zentralen Gebetshalle steht. Das mit dem Blau nehmen die aber auch echt ernst. Wir staunen nicht schlecht ueber diesen knalligen Tempel und das dramatische Abendlicht tut sein uebriges.

Neben dem satten Blau gibt es noch viel Gold. Trotz der vielen Details wirkt es nicht ueberladen. Im Gebetsraum trohnt ein riesiger, weisser Buddha.

Ein wenig erinnert das ganze an einen Vergnuegungspark. Das mag aber auch daran liegen, dass der handelsuebliche Westeuropaeer bei Kirchen und Tempel eben nur an schnoede, langweilige Bauten gewoehnt ist. Wir finden es toll!

Den Abend verbringen wir wie versprochen wieder in der Cat Bar. Auch heute spielt und singt der Chef auf der Buehne.

An unserem letzten Tag in Chiang Rai geht es noch einmal zu  einem Tempel. Wat Huai Pla Kung, die Neun Tier Pagode, liegt im Norden von Chiang Rai und faellt bei der Hinfahrt schon durch eine riesige weisse Buddhastatue auf.

Man kann sowohl auf die Pagode als auch auf den Buddha bis ganz nach oben und hat eine tolle Aussicht auf die umliegende Landschaft.

Und dann geht es auch schon wieder weiter: mit dem Bus nach Chiang Mai. Wir erwarten ja schliesslich hohen Besuch…

4 Replies to “Chiang Rai (30. Dezember 2017 – 03. Januar 2018)”

    1. Es gibt dafuer sogar einen Fachausdruck: templed out. Wir sind deshalb in Laos auch in keinen Tempel rein. Die sahen aber von draussen schon schoen genug aus 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert