Phnom Penh (03. – 05. Februar 2018)

Von Siem Reap fahren wir mit dem Bus nach Phnom Penh, der Haupstadt Kambodschas.

Die Wahl faellt auf das Busunternehmen Giant Ibis. Ist zwar mit 15$ pro Ticket fast doppelt so teuer wie andere Busse, aber dafuer soll es Wifi und eine Toiliette an Bord geben. Wenn der Bus nicht fuer Pinkelpausen anhalten muss, ist man in knapp 6 Stunden in Phnom Penh.

Leider haben wir dann ersteinmal 1,5 Stunden Verspaetung und bekommen dann einen Bus ohne Zusatzaustattung. Aber so ist das halt.. Wir sind ja schon daran gewoehnt, dass es selten so laeuft wie geplant. Und so kommen wir erst gegen 20:30 Uhr an.

Katharina und Sophie, unsere derzeitigen Mitreisenden, sind schon einen Tag frueher her gefahren und hatten bereits am Vorabend eine Begegnung mit den beruechtigten Taschendieben der Stadt. Sophie konnte aber ihr Handy erfolgreich festhalten und Katharina hat die Diebe mit einem furchteregenden Sturmangriff in die Flucht geschlagen.

Mit dieser Geschichte im Hinterkopf verzichten wir aber ersteinmal aufs Rumlaufen, holen uns ein Tuk Tuk und klammern uns an unsere Taschen und Rucksaecke. Der Fahrer bringt uns ins 19 Happy House. Wir sind uns bis jetzt nicht ganz sicher, ob wir da auch hinwollten, aber nehmen trotzdem das grosse 3-Bett Zimmer fuer 15$ und goennen uns ersteinmal ein Bier, waehrend wir auf die Maedels warten. Die beiden wollen am naechsten Tag auch schon wieder weiter. Wir verabreden uns also fuer den uebernaechsten Tag wieder in Kep.

Am naechsten Morgen buchen wir uns ein Tuk Tuk. Fuer 12$ werden wir zum S21 und zu den Killing Fields gefahren.

 

S-21: Das Tuol Sleng Genozid Museum

Das Toul Sleng Genozid Museum, oder kurz S-21, liegt mitten in Phnom Penh. Eine ehemalige Schule wurde hier waehrend des Khmer Rouge Regimes (Rote Khmer) in den 70er Jahren zu einem Gefaengnis umgewandelt, in dem Verhoere durchgefuert wurden. Nach oft monatelanger Folter wurden die Gefangenen, sobald sie gestanden hatten was auch immer die Soldaten hoeren wollten, schliesslich zu den Killing Fields gebracht und hingerichtet.

Fuer 8$ Eintritt bekommt man auch einen Audio Guide und kann in seinem eigenen Tempo durch die vier Gebaeude gehen. Es ist sehr still. Jeder Besucher hoert sich die Geschichte und Augenzeugenerzaehlungen vom Band an. Viele Augenzeugen gibt es allerdings nicht. Nur eine Handvoll der Insassen haben das hier ueberlebt.

Die Verhoerraeume im ersten Gebaeude sind gross und lichtdurchflutet. Fotos an der Wand zeigen, was die Vietnamesen bei ihrer Eroberung 1979  in den Zimmern vorgefunden haben. Ich frage mich wie lange sie gebraucht haben um das Blut wegzuwischen.

Verhoer Zelle im Toul Sleng Genozid Museum in Phnom Penh

Die dreistoeckigen Gebaeude sind mit Stacheldraht eingefasst und dahinter sieht man die Skyline von Phnom Penh in der Sonne glitzern. Unvorrstellbar was die Menschen hier erleiden mussten. Was sie wohl gedacht haben wenn sie die, zu der Zeit voellig menschenleere Stadt, betrachtet haben?

Blick aus Gebaeude B des S21 auf Phnom Penh

Die Zellen im Gefaengnis selbst sind winzig. Nicht gross genug um sich am Boden austrecken zu koennen. An der Wand sieht man Beschriftungen fuer die Schluesselbretter. Jemand hat die Nummern der Zellen als Striche gezaehlt und eingeritzt: viele der Waerter konnten nicht lesen oder schreiben. Die Bildungselite sass in den Zellen.

Beschriftung eines ehemaligen Schluesselbretts im Zellentrakt

 

Killing Fields: Das Choeung Ek Voelkermord Gedenkzentrum

Nach fast vier Stunden verlassen wir das Museum und fahren weiter zum Choeung Ek Voelkermord Gedenkzentrum, den Killing Fields, ca. 17 km ausserhalb von Phnom Penh. Das war auch der Weg fuer die Gefangenen, wenn sie die Folter nicht mehr ertragen konnten und aufgaben. Hier wurden sie dann erschlagen (Kugeln waren zu kostbar) und in Massengraebern entsorgt.

Massengrab in den Killing Fields in Phnom Penh

Die Khmer Rouge verfolgte das Prinzip die ganze Familie eines vermeintlichen Verraeters auszuloeschen um moeglichen Racheakten in der Zukunft vorzubeugen. Saeuglinge wurden gegen einen Baum geschlagen und dann zusammen mit ihren Muettern in ein seperates Grab geworfen.

Killing Tree in Choeung Ek

In einer Gedenkstupa, in der Mitte des Areals, werden die Ueberreste der Opfer aufbewahrt, die bis zu ihrer Errichtung geborgen wurden. Tausende von Schaedeln und Knochen sind fest hinter Glas eingeschlossen. Wahrend man aber ueber das Gelaende geht, sieht man immer wieder Knochen neben dem Weg, die der letzte Regen an die Oberflaeche gebracht hat…

Gedenkstupa mit den Ueberresten der Opfer der Khmer Rouge in den Killing Fields

Nach insgesamt 6 Stunden sind wir dann wieder in unserer Unterkunft. Das war ein harter Tag, aber auch definitiv noetig, wenn man versuchen will Kambodscha zu verstehen. Zwischen 2 und 3 Millionen Kambodschanern hat das Khmer Rouge Regimes, in den nur 4 Jahren ihrer Herrschaft, das Leben gekostet:  ermordet, verhungert, an eigentlich harmlosen Krankheiten gestorben (es gab ja keine Aertze mehr) oder zu Tode geschufftet.

Und die ganze Welt schaute zu…Die Khmer Rouge wurden noch bis teilweise weit in die 90er Jahre von westlichen Laendern annerkannt und sogar unterstuetzt und erst ab 2009 gab es Prozesse wegen Voelkermords.

Von der Geisterstadt zurueck ins Leben

Zum Abschluss des Tages schauen wir uns noch Phnom Penh von oben an. In der Skybar des Paragon Hotels versuche ich mir vorszustellen, wie es hier ausgesehen hat, nachdem die Khmer Rouge die Stadt am 17. April 1975 „befreite“ und nur Stunden spaeter damit begann die 2 Millionen Menschen aus der Stadt aufs Land zu treiben. Eine Geisterstadt ohne Leben…

Blick ueber Phnom Penh bei Sonnenuntergang

Heute hat Phnom Penh wieder ueber 1,5 Millionen Einwohner. Es ist keine schoene Stadt und hat sicherlich ihre Probleme. Aber sie scheint sich zu erholen, genau wie das ganze Land, und das kostet eben Zeit.

Sehr nachdenklich setzen wir unsere Reise fort. Am naechsten Morgen bringt uns ein Minivan in den Sueden, nach Kep.

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