Battambang (26. – 29. Januar 2018)

Unsere erste Station in Kambodscha ist Battambang, die zweitgroesste Stadt des Landes… und doch irgendwie wohl noch ein Geheimtipp. Fuer uns ein erster tiefer Einblick wie wundervoll dieses Land ist… und was hier alles voellig schief laeuft.

Wir haben in den vergangenenen Monaten gelernt, dass Kambodscha die Reisegemeinschaft spaltet: Entweder man liebt es oder man hasst es. Ein Grund warum ich unbedingt hierher wollte… was so polarisiert muss ja interessant sein. Bei Siem Riep und Angkor sind sich aber alle einig: muss man gesehen haben. Viele kommen auch nur genau deshalb nach Kambodscha und sind dann sofort wieder weg. Die, die laenger bleiben folgen meist einer bestimmten Route (wie wir spaeter auch), auf der nur selten Battambang vorkommt.

Die Stadt und die naehere Umgebung haben aber viel zu bieten: wir entscheiden uns fuer Kochkurs, Zirkus und eine Fahrt ins Umland zur Killing Cave, Tempeln und den Fledermaeusen.

Unsere Unterkunft und die Macht der Hotelbetreiber

Nach unserer etwas muehsamen Anreise steigen wir also voller Erwartung aus unserem Bus. Als erstes brauchen wir eine SIM Karte um unser vorgebuchtes Hostel zu informieren, dass wir abgeholt werden moechten (in Kambodscha bieten viele Unterkuenfte eine kostenlose Abholung an, um zu verhindern, dass TukuTuk Fahrer die Gaeste zur Konkurrenz bringen).

Der Chef des Blue Diamond Hostels holt uns schliesslich persoenlich ab. Die Unterkunft ist ersteinmal atemberaubend. Ein nagelneues Gebaeude mit riesigen Zimmern, bequemen Betten und einem Pool. Wir haben fuer 12$ ein Zweibettzimmer mit Klimaanlage. Luxus pur! Wir springen in den Pool, geniessen ein kuehles Bier und setzen uns ersteinmal mit unseren neuen Reiseabschnittsgefaehrten, Katharina und Sophie, zusammen und planen was wir die naechsten Tagen hier eigentlich machen wollen.

Pool des Blue Diamnond Hostels in Battambang

Was uns grundsaetzlich auffaellt ist allerdings, dass der Chef, zunaechst ueberfreundlich, uns zusehens ignoriert. Vor allem nachdem wir uns gegen den vom Hostel vermittelten TukTuk Service entscheiden, behandelt er uns wie Luft und antwortet auf Fragen, wenn ueberhaupt, nur noch einsilbig und mit versteinertem Gesicht. Ich fuehle mich wie verhoert, als er ganz genau wissen moechte woher wir die Empfehlung bekommen haben und uns wird ganz mulmig bei dem Gedanken, was wohl einem potenziellen Tippgeber passieren wuerde, falls dieser Mann ihn in Verdacht haette, ihm das Geschaeft (Provisionen) abzugraben.

Wir erfahren spaeter, dass einige wenige groessere Beherbungsbetriebe im Ort das gesamte Geschaeft mit Touristen mit eiserner Hand kontrollieren. Anbieter von Touren, Veranstalter und TukTuk Fahrer sind fast vollstaendig darauf angewiesen von ihnen vermittelt zu werden. Dabei werden teils horende Provisionen verlangt.

 

Begegnung mit der einheimischen Fauna

Der erste Morgen beginnt erst einmal mit einem gehoerigen Schreck. Robert trocknet sich mit einem Skorpion ab, der sich im Handtuch vesteckt hat. Das Tier ist nicht sehr begeistert davon und sticht ihn mehrere Male in den Ruecken.

Ein Skorpion im Handtuch im Hostel in Battambang

Er hat natuerlich nicht ueberlebt… also der Skorpion. Nachdem ein Angestellter die Leichenteile begutachtet hat, die Robert nach seiner Konterattacke uebrig gelassen hat, versichert er uns aber, dass keine Gefahr besteht. Nichts was eine intensive Tigerbalm-Behandlung nicht wieder richten koennte.

Die Einstiche sind auch nicht zu sehen, es schwillt nicht an und ist nur leicht gerroetet. Laut Robert tut es schon weh, in etwa wie Bienenstiche. Aber schon am Abend ist die Sache komplett vergessen.

 

Kochen wie die Khmer

Wir werden am fruehen Nachmittag von Vannak abgeholt, bei dem wir unseren Khmer Kochkurs gebucht haben (12$ pro Person). Zunaechst geht es zu einem lokalen Markt zum Einkaufen.

Ein Schlangenkopffisch wird frisch fuer uns Erschlagen, Entschuppt und Ausgenommen.

Auf dem Markt in Battambang

Dann noch frisches Gemuese, Kraeuter und ein wenig Huehnchen und es geht weiter zu Vannacks Haus, in einem kleinen Dorf bei Battambang. Wir bereiten Fisch Amok (marinierte Fischstuecke im Bananenblaettern gegart) und frisches Curry zu. Sogar die Kokusnussmilch machen wir selbst. Ich habe selten etwas so leckeres gegessen, dass ich selbst gekocht habe!

Cooking Class mit Smokin' Pot in Battambang

Im Anschluss fuert uns Vannak noch durch seinen Garten und zeigt uns die verschiedenen Pflanzen, die er fuer den Eigenverbrauch anbaut. Mangos, Drachenfrucht, Zitronengrass, Chillis… sehr interessant! Leider ist die vom Hostel bemessene Zeit viel zu knapp und wir muessen nach nur 3 Stunden schon wieder los um noch rechtzeitig zu unserem Abendprogramm zu kommen.

Vannak hat auch ein kleines Restaurant im Zentrum von Battambang mit hervorragendem Essen: Das Smokin‘ Pot. Natuerlich lassen wi uns das auch nicht entgehen und verbringen am naechsten Tag einen gemuetlichen und interessanten Abend mit leckerem Essen und netter Gesellschaft.

 

Akrobatik fuer einen guten Zweck

Die Vorstellung des Phare Ponleu Selpak Circus ist ein weiteres Highlight unseres Aufenthalts in Battambang. Im Hintergrund steht eine Organisation, die sich der Foerderung von Schulbildung und Kunstprogrammen fuer sozial benachteiligte Kinder verschrieben hat. In der rein akrobatischen Vorstellung wird an diesem Tag die Geschichte einer Familie erzaehlt, die versucht ihren Vater von einem boesen Fluch zu befreien.

Phare Ponleu Selpak Circus in Battambang

Mit viel Humor, beeindruckenden artistischen Einlagen und Musik vergehen die 1,5 Stunden wie im Flug und waren die 14$ Eintritt auf jeden Fall Wert. Hier gibt es mehr Infos zu den Projekten und der NGO: Phare Ponleu Selpak (PPSA)

Phare Ponleu Selpak Circus in Battambang

 

Die Qual der Wahl des Tuk Tuk Fahrers

Schon waehrend unser Planung am ersten Tag im Hostel kommt einer der Mitarbeiter des Hostels auf uns zu und bietet uns an Tickets zu besorgen und uns mit seinem TukTuk zu fahren. Fuer unsere Rundfahrt entscheiden wir uns dann aber doch fuer einen „externen“ TukTuk Fahrer, zu dem wir eine Empfehlung im Internet gefunden haben und der uns mit 15$ auch ein sehr viel besseres Angebot macht, als das Hostel mit 24$. Wir sind aber dann doch ueberrascht, als uns am naechsten Morgen zwei Jungs abholen. Es sind die Neffen des Fahrers, die uns mitteilen, dass ihr Onkel heute leider keine Zeit hat.

Wir werden spaeter noch lernen, dass dieses Vorgehen (persoenlich zusagen und dann ein Familienmitglied schicken) bei TukTuk Fahrern in Kambodscha leider an der Tagesordnung ist.

In diesem Fall stellt sich das allerdings als Gluecksgriff heraus: der 16jaehrige Chao und sein 18jaehriger Bruder Sopheak sind absolut fantastisch. Chou spricht perfekt Englisch und betaetigt sich waehrend des ganzen Tages zusaetzlich als Tourguide. Der Junge hat sichtlich Spass mit seiner Aufgabe, erzaehlt uns stolz von seinen hervorragenden Schulnoten in Englisch und von seinen Plaenen nach seinem Abschluss Tourleader zu werden.

 

Wat Banan – Mini Ankor Wat

Auf unserer TukTuk Tour ins Umland besuchen wir zunaechst Wat Banan, eine Khmer Ruine aus dem 11. Jahrhundert, ca. 28 km ausserhalb von Battambang. Der Aufstieg uber die 358 Stufen ist schon recht anstrengend.

Wat Banan bei Battambang

Die Anlage ist aber die Anstrengung wert und gibt uns einen ersten Vorgeschmack auf unseren bevorstehenden Besuch von Angkor.

Wat Banan bei Battambang

 

Der neue Bamboo Train in Battambang

Zur Enspannung fahren wir dann gemuetlich mit dem Bamboo Train. Leider ist dieser „renoviert“ worden: Vor dem Ausbau der Strassen hatten Bauern mit diesen motorbetrieben Bambusplattformen auf Schienen (Norry) ihre Waren transportiert. Dann gewann die Strecke bei Touristen steigende Beliebtheit. 2017 wurde der Betrieb dann allerdings eingestellt. Seit Kurzem kann man nun fuer 5$ auf einer extra fuer Touristen angelegten Strecke ca. 15 Minuten vorbei an Feldern fahren.

Bamboo Train in Battambang

Die Wagen werden dann umgedreht und man faehrt den selben Weg zurueck.

Bamboo Train in Battambang

 

Killing Caves – Mahnmal der dunkelsten Zeit Kambodschas

Weiter geht es zum Berg Phnom Sampeau. Neben Tempelanlagen ist er vor allem durch die Killing Caves bekannt. Hier wurden, waehrend der Herrschaft der Khmer Rouge, Gegner des Regimes und Intellektuelle in eine Felsspalte gestuerzt.

Killing Caves in Battambang

In der Hoehle darunter, in der sich dann die Toten und Sterbenden tuermten, ist heute eine kleine Gedenkstaette eingerichtet.

Killing Caves in Battambang

Fledermaeuse

Ein weiterer Anziehungspunkt von Phnom Sampeau ist der allabendliche Start der Fledermaeuse zur naechtlichen Jagd.

Bei Einbruch der Daemmerung schwaermen unzaehlige der kleinen Saeuger in stetigem Strom aus dem Felsspalt in den Sonnenuntergang.

Fledermaeuse in Battambang

Waehrend die meissten Touristen das Spektakel direkt vor der Hoehle auf der Strasse betrachten, bringt uns unser Guide Chao noch zu einer hoehergelegenen Stelle, direkt neben einem anderen Auslass aus der Hoehle, wo die Fledermause fast in Greifweite ueber unsere Koepfe fliegen. Hier ein kurzes Video.

Fledermaeuse in Battambang

 

Fazit und Tipps fuer Battambang

  • Wenn moeglich sollte man lieber ein Homestay statt ein Hostel oder Hotel nehmen. Lieber lokale Familien unterstuetzen, als die Tourismus-Mafia. Wenn man doch in ein Hostel geht, sollte man sich zum Vergleich, aber auch immer noch andere, externe Angebote fuer Touren und Veranstaltungen einholen.
  • Die Unterkunft vorzureservieren ist aber auf jeden Fall zu empfehlen, da viele einen kostenlosen Abholservice anbieten. Organisiert man sich den Transfer doch selber, sollte man sich nicht wundern, wenn der Fahrer draengt einen zu einer andere Unterkunft zu bringen, als man wollte. Auch TukTuk Fahrer bekommen Provisionen von Hotels uns Restaurants, wenn sie Gaeste aquirieren.
  • Wer einen speziellen TukTuk Fahrer moechte, sollte bei den Verhandlungen schon explizit darauf hinweisen, dass der Deal nur gilt, wenn genau die Person kommt, die man auch gebucht hat. Wenn am fruehen Morgen dann naemlich der Bruder, Cousin oder Schwager vor der Tuer steht, faellt es einem schwer die Plaene noch zu aendern.
  • Die guten Zeiten des Bamboo Trains sind vorbei. Eine Fahrt mit dem „neuen“ Bomaboo Train ist das Geld definitiv nicht wert.
  • Ach ja und immer schoen das Handtuch ausschuetteln bevor man sich abtrocknet!

5 Replies to “Battambang (26. – 29. Januar 2018)”

    1. Ich freue mich trotzdem, dass der Kelch an mir vorbei gegangen ist. Vor allem weil ich mich keine 10 Minuten vorher mit dem selben Handtuch abgetrocknet habe 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert